Studentische Lieder

Doll war ab dem Wintersemester 1855/56 Mitglied der „Gesellschaft Schottland“, einer heute unter dem Namen „Landsmannschaft Schottland“ bekannten Tübinger Studentenverbindung. In den Kneipzeitungen der Gesellschaft haben sich mit dem an Goethes „Es war ein König in Thule“ angelehnten „Bundeslied“ und dem „Pauklied“ zwei der ältesten Dichtungen Dolls erhalten, welche in der „Geschichte der Landsmannschaft Schottland“ von Arwed Hummel abgedruckt wurden.

Bundeslied
Pauklied


Bundeslied

Melodie: Wenn wir durch die Straßen ziehen.

Ragt ein Turm, wo Thules König
Warf den Becher in die Flut;
Ragt so kühn und achtet’s wenig,
Ob auch nie die Brandung ruht,
Wurzeln tief auf fels’gem Grunde,
Kehrt die Zinnen himmelan;
Hei! Dass Sturm und Wog’ im Bunde
Nimmer ihn erschüttern kann.

Hausen drinn’ fidele Brüder,
Um den kelt’schen Trunk geschart:
Und im Kreise klingen Lieder,
Braust Gesang nach nord’scher Art.
Weit ein Banner sieht man ragen:
Von der Freude goldener Glut,
Von den blauen Freundschaftstagen
Redet’s und von Jugendmund.

Heil dir, Wimpel, magst dich wiegen
Sorgenlos im Sonnenschein!
Laßt die Becher lustig fliegen:
Voll erbraust das Lied darein.
Felsenfest auf Treu’ gegründet,
Ist ja Freundschaft unser Hort,
Und die Tricolore Kündet:
„Hie gut Schottland fort und fort!”

Eine Flamme glüht in allein,
Und das ist der wahre Brand
Mag auch Glut in Asche fallen-
Jugendfeuer hat Bestand!
„Laßt es lodern, lasst es dringen
Aus den Herzen hell und heiß!
hebt die Gläßer, lasst sie klingen!
Lebe Schottlands Bruderkreis!“

                                                 Karl v. Doll, Schottlands

Aus: Arwed Hummel u.a. (Hrsg.): Geschichte der Landsmannschaft Schottland im CC zu Tübingen – Zweiter Teil: 1924–1999. Stuttgart 2000. S. 22–23.




Pauklied

Nach der Melodie: In allen guten Stunden.

Glückselig, wen die Sonne der Fröhlichkeit durchglüht,
Wenn neben voller Tonne der Freundschaft Lust erblüht!
Euch heil’gen Weihestunden der freien Heiterkeit
Wird manches Glas, umwunden mit Rosen, schön geweiht.

Wie füllt sich dann, wie leert sich der Burschen Glas mit Lust.
Bei seinem Klang verklärt sich das Aug’, es jauchzt die Brust.
Doch was mag’s jenem frommen im här’nen Fuxenkleid
Den noch nicht aufgenommen die Burschenherrlichkeit.

Ihn hat noch nicht umflossen der Freiheit Rosenlicht;
Sein Aug’ ist noch geschlossen. Es hört sein Ohr noch nicht.
Bis er zum sein erkoren und seines Lebens froh,
Ist er noch nicht geboren ein quasi Embryo.

Drum Tag der ersten Freude im Freiheitsmorgenstrahl,
Willkommen sei’st du heute, gegrüßt viel tausendmal!
Kaum läßt die Lust sich stillen, und in hochheil’ger Scheu
Mag fröhlich heute füllen der Becher sich aufs neu’!

German’scher Nektar, flute. Der Du den Reeling weihst
Und kräf’ger als im Blute der Drachenbrut ihn feihst’,
Daß er voll Manneswürde erkämpf’ des Lebens Hort,
Und, ledig aller Bürde, sich freue fort und fort!

Daß er der Burschenehre, der Wahrheit ewig treu.
Sich voller Kraft bewähre. Der Freund des Freundes sei!
Zum Schwure läßt den Brüdern er vierfach das Gewand,
Und grüßt als Bursch in Liedern: Glückauf du Schottland.

                                                 Karl v. Doll, Schottlands.

Aus: Arwed Hummel u.a. (Hrsg.): Geschichte der Landsmannschaft Schottland im CC zu Tübingen – Zweiter Teil: 1924–1999. Stuttgart 2000. S. 23–24.