Zweimal will der Schmied Gottlieb Steimle bei Liebelsberg in das Getümmel der Wilden Jagd geraten sein. Einen Jäger auf einem Pferd ohne Kopf, begleitet von zahlreichen Hunden, habe er auf dem Heimweg von Teinach gesehen. Solche und ähnliche Spukgeschichten sammelte der einstige Calwer Oberamtmann Karl Doll (1834-1910) mit Leidenschaft. Neben seinem eigentlichen Dienstgeschäft befasste sich der geborene Stuttgarter sowohl mit Lyrik als auch mit volkskundlichen Forschungen. Er schrieb Gedichte über die Stadt Calw und den Nordschwarzwald. In Sonetten wie „Streifregen“, „Erdbeerzeit“ oder „Waldsegen“ zeichnete er ein lebendiges Bild der Landschaft, „wo neben Brombeer’n wilde Rosen stehen“ und „im Himmelslicht grüngold’ne Wipfel wehen.“ In seiner Sagensammlung findet sich manche Volkserzählung aus Neubulach und seinen Stadtteilen. So begegne einem bei Liebelsberg der „Mädergeist“ in Gestalt eines Rehes, welches versuche, einen vom Wege abzubringen. In Martinsmoos dagegen sollen einst Erdmännchen und Erdweibchen im Hause eines Bäckers ein- und ausgegangen sein. Aus Neubulach selbst berichten seine Aufzeichnungen von allerlei Steinkreuzsagen. Neben Sagen notierte Karl Doll alte Hausinschriften, Ortsnecknamen und Ofenkachelsprüche aus der Calwer Gegend und veröffentlichte sie in Fachzeitschriften. Manche Schwarzwaldsage fand Eingang in sein 1883 erschienenes Hauptwerk „Schwäbische Balladen“, in dem er Sagengedichte im Stile Gustav Schwabs veröffentlichte.
Der Vortrag gibt einen Einblick in das vielfältige Schaffen Karl Dolls. Dabei werden sowohl Gedichte als auch Sagen zu hören sein, zudem wird sein biografischer Werdegang im Spiegel seiner Zeit näher beleuchtet.
Veranstalter ist die VHS Calw.
Termin: Donnerstag, 13. Oktober 2016
Uhrzeit: 20:00 Uhr
Ort: Neubulach, Rathaus, Marktplatz 3, Sitzungssaal
Kosten: EUR 6,00