Schaz bei Unterreichenbach
Spuk in Unterreichenbach
Der Oelschläger
Der Ortsname Dennjächt
Unterhaugstett und Monakam
Fund von Wekershausen
Glaube an alte Rechte
Sage von Unterhaugstett
Neuhengstetter Überlieferung
Die Simmozheimer Glocke
Der Ortsname Dachtel
Wald bei Dachtel nicht geheuer
Kegelnder Geist bei Darmsheim
Schaz im Burgstal bei Döffingen
Umgehende Fräulein
Die Barthenschlacht
Pudel bei Hirsau
Erdmännchen auf dem Hof Lützenhardt
Der Husarensprung bei Teinach
Spuk in Teinach
Otter leistet Kindern Gesellschaft
Wilde Jagd bei Neubulach
Steinkreuze bei Neubulach
Der Raich
Mutesheer in Martinsmoos
Der wilde Jäger
Erdmännchen und Erdweibchen in Martinsmoos
Der Kornmesser
Das wilde Heer bei Liebelsberg
Mädergeist
Schwebende Lichter
Das Fleckenhockerle und das Schorchangesle
Die Angelsau
Der Eisenkarch
Der Hase im Sack
Strassengretle
Tanzende Lichter bei Würzbach
Der Geist bei der Havelsburg
Erdmännchen bei Aichelberg
Erdmännchen in Kapfenhardt
Spuk in Grunbach
Der Löwenwirt von Schömberg
Der Hirschwirt von Monakam
[144]
[…]
16 Schaz bei Unterreichenbach 1)
Am Thannberg bei Unterreichenbach sind von den Leuten zu verschidenen Malen bald einzelne Schafe, bald Pudel gesehen worden, weswegen man glaubte, es lige ein Schaz dort begraben. Im Jare 1845 oder 1846 fand denn auch wirklich eine Frau (Barbara Bohnenberger vulgo Mätzebäbe) alte Münzen in einem Topf, man sagt bei 800 fl. im Wert, beim Ausgraben von Steinen an jener Stelle und von da an hat man auch keine Tiergestalten mer daselbst wandeln sehen. Unterreichenbach
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17 Spuk in Unterreichenbach
Nach dem Tode der Mutter des Schmids Kl. in Unterreichenbach war es im Hause nicht mer geheuer. Besonders zur Adventzeit rumorte es im Hause, die Wige wurde geschaukelt, daß die Kinder fast herausfielen u. dgl. Auch sahen Nachbarn, wie die alte Frau zum Büneladen heraussah. Mitten in der Nacht rief einst der Schmid, ir Son, um Hilfe und als die Leute herbeikamen, sahen sie die verstorbene Frau beim Spinnrade sizen. Später fand ir Son auf der Büne 50 fl. Geld, das versteckt war. Von da an hat der Spuk aufgehört. Unterreichenbach
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1) Die folgenden Sagen sind aus der Calwer Gegend; eine kleine Anzal sih Alem. VI 161 ff. Karl Doll.
[145]
18 Der Oelschläger
In Unterreichenbach, wird erzält, lebte ein frommer Oelmüller, welcher allabendlich die Engel singen hörte. Die Sonn- und Festtage feierte er ser gewissenhaft. Einst aber hatte er sich an einem Samßtag Abend beim Heuet verspätet und als er mit dem Heuwagen durch die Nagold fur, blib er mit dem Wagen darin stecken, denn es war 6 Ur vorüber. Er hörte nun an disem Abende die Engel nicht singen und aus Kummer darüber gieng er hin und erhängte sich. Unterreichenbach
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19 Der Ortsname Dennjächt
Der Name des unterhalb Liebenzell am Bergabhange gegen die Nagold gelegenen Orts Dennjächt bedeutete one Zweifel nichts anderes, als Tännicht, Tannengebüsch, im Gegensaze zum Tann, welchen Namen einer zu disem Ort gehörigen, aber entfernt auf einer Bergecke gelegenen Häusergruppe zukommt. Die Dennjächter selbst leiten die Benennung von „denen ächt“ ab, d. h. von den acht ersten Ansidlern, welche den Ort gegründet haben.
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20 Unterhaugstett und Monakam
Zwischen beiden Orten soll einstens ein Dorf gestanden haben, dessen Einwoner in den Kriegszeiten so ser zu leiden hatten, daß zulezt nur noch zwei Männer übrig bliben, Haug und Mona mit Namen. Schließlich haben auch dise beiden die Stätte des Elends verlassen und hat sich der eine zur Rechten, der andere zur Linken der alten Heimat nidergelassen. Aus den neuen Wonsitzen, welche sie gründeten, entstanden nach und nach die jezigen Orte Unterhaugstett, auch kurzweg Haugstett genannt, und Monakam, welch lezteres übrigens nachher seine Lage wider verändert haben soll 1). Mündlich
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21 Fund von Wekershausen 2)
Von dem abgegangenen Ort Wekershausen bei Unterhaugstett ist noch ein mit einer Steinplatte bedeckter Brunnen vorhanden. Auf diesem Deckelstein, get die Sage, habe mal Einer ein Säckchen mit Geld gefunden und zu sich gesteckt. Als er das Säckchen daheim öffnete, fand sich eitel Rossmist darin. Ursach, weil er, wie man glaubt, unterwegs „beraffelt“ (beschrien) worden ist. Mündlich von Unterhaugstett
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1) Alem. VI S. 12 Nro. 5.
2) Alem. VI. 162, 6.
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22 Glaube an alte Rechte
Wie in den Klosterorten des untern Schwarzwalds, so lebt auch in andern Gemeinden der Umgegend der Glaube, daß die im Besize des Stats befindlichen Waldungen auf der Markung eigentlich inen gehören würden. So heißt es in Unterhaugstett von dem Statswald „Allmand“, in welchem der Gemeinde nur noch ein Brennholznuzungsrecht „ausser Gnaden“ eingeräumt ist, man sei halb des Glaubens, daß derselbe Gemeindewald war und kaum anzunemen sei, daß er seine Natur verändert habe. Ebenso „strauchelt“ man bei dem Statswalde „Bruoch“, ob es nicht ein Gemeindewald war. Man erzält sich, der alte Simme von Neuhausen, welcher mit einem Körbchen umhergieng und Gaben sammelte und jetzt über 100 Jare alt wäre, habe oftmals gesagt: Wenn ir wüßtet, was ir für Rechte hättet, ir wäret die reichsten Leute. In Monakam änlich. Dort habe im zweiten Jarzehnt dises Jarhunderts ein Pfarrer (Laib oder Ergenzinger), der des Kameralverwalters Tochter gehabt, geäußert: Wenn sie im den Kleezehenten einräumten, so sage er inen, welche Rechte sie hätten. Es soll nämlich der Statswald Klingenwald zur Kapelle gehört haben.
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23a Sage von Unterhaugstett
Es get hier die Sage, vor etwa 100 Jaren habe der sogenannte Badwald einem reichen Herrn gehört; derselbe habe sich, weil im das Wasser nicht gut genug war, immer in Wein gebadet, nachher aber sei er mit dem Bettelsacke in den Ort gekommen. ― Auch spricht man davon, es habe sich vor Zeiten ein Graf in Unterhaugstett aufgehalten und bezeichnet das Haus des David Rexer als dessen Wonstätte. Mündlich
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23b Neuhengstetter Überlieferung
Die Einwoner von Neuhengstett sind die Nachkommen einer im Jahre 1700 gegründeten Waldenserkolonie, die man deshalb heute noch die Welschen heißt und die jezt noch ire französisch-piemontesischen Familiennamen (Ayasse, Baral, Charrier, Héritier, Jourdan, Soulier, Talmon, Talmon lʼarmée etc.) tragen. Dise Welschen schiden sich ursprünglich in die vom guten Blute und die vom bösen Blute, welch leztere man für Hexenmeister und Hexen hielt. Der Ort ist so angelegt, daß er aus zwei rechtwinklig auf einander stoßenden Straßen bestet, in deren Kreuzung die Kirche ligt. In der einen Straße, der gegen Simmozheim, wonten die vom guten Blute, wärend die vom bösen Blute ausschließlich die andere Straße, gegen Althengstett und Calw, bewonen musten. Diser äußerlichen Trennung entsprechend bestand zwischen beiden Teilen lange Zeit auch kein Connubium. Noch länger hat sich dise Eigentümlichkeit in den übrigen Waldenserkolonien Wirtembergs, wie in [147] Pinache und Serres erhalten, namentlich in dem lezteren Orte, wo sich dieselbe heute noch nicht ganz verwischt haben soll. Mündlich von Neuhengstett, Ortsvorsteher
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24 Die Simmozheimer Glocke
Die Simmozheimer haben eine große Glocke, die mit der Figur eines Pabstes geziert ist. Dieselbe soll umgegossen worden sein und scheint nach den Dimensionen des Kirchturms für disen anfänglich kaum bestimmt gewesen zu sein. Von dieser Glocke get die Sage, sie sei nach Kriegszeiten auf dem Felde aufgefunden worden und da habe sie nicht anders geläutet, als: „Susanna, zʼSimmozheim do muß i hanga.“ Daher wurde sie auch auf den Glockenstul des Kirchturms zu Simmozheim gebracht. Die von dem nahen Weil der Stadt, welche die Glocke gern gehabt hätten, boten sovil kleine Taler dafür, als man, Stück an Stück, auf dem Wege von Weil der Stadt nach Simmozheim legen könnte. Als aber beide Teile des Handels eins wurden und die Glocke zu Weil der Stadt aufgehängt war und läuten sollte, blib sie völlig stumm, so daß der Handel wider rückgängig gemacht und die Glocke nach Simmozheim zurückgebracht wurde, wo sie iren Dienst biß auf disen Tag getreulich versiht. Mündlich, Simmozheim.
Vgl. die Glockensage vom Wunnenstein bei E. Meier S. 342.
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25 Der Ortsname Dachtel
In alten Zeiten soll da, wo der Ort stet, eine große Schlacht geschlagen worden sein, die für den einen der streitenden Teile eine bedeutende Niderlage zur Folge hatte. Damals hat es, sagten nun die Leute, Dachtel, sovil als Schläge, gegeben und nannten den Ort darnach. In der Nähe des Orts, auf dem Widdumacker, fand man zuweilen verrostete Pfeilspizen. Nach einer andern Sage war da, wo der Ort stet und ringsumher, dichter Wald, in welchem one Zweifel geweidet wurde. (Auchtweide, Auchtel, dʼAuchtel, Dåchtel.)
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26 Wald bei Dachtel nicht geheuer
In dem Walde Gflóßrain, in dessen Nähe auf Gärtringer Markung sich der Walddistrikt Edelburg mit Trümmern eines zerfallenen Schlosses befindet, soll es nicht mit rechten Dingen zugên. Der Schultheiß Eisenhardt, ein ernster und vollkommen glaubwürdiger Mann, war einmal im Jahre 1877 noch biß zum späten Abend auf seinem unterhalb des Gflóßrains ligenden Felde beschäftigt. Als er eben im Begrif war, das Feld zu verlassen, sah er aus dem verrufenen Walde eine weiße Gestalt hervorkommen, die sich, im entgegen, dem Wege zu bewegte, den er selbst einzuschlagen hatte. Es schin eine männliche Gestalt zu sein, die [148] aussah wie wenn sie ein Chorhemd über sich geworfen hätte, so zwar, daß vom Kopfe sovil wie nichts zu sehen war. So etwas war dem erlichen Schultheiß noch nie vorgekommen. Neugirig, was das für eine Erscheinung wäre, sezte er seinen Weg fort. Eine Zeit lang benamen im Bäume die Aussicht. Als er nachher wider das freie Feld gewann, war von der weißen Gestalt nirgends eine Spur mer zu sehen. Dieselbe konnte im nicht vorangekommen sein und doch kam sie auch nicht nach, so oft er auch sten blib und sie erwartete.
Aus dem Mund des Schultheiß Eisenhardt in Dachtel
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27 Kegelnder Geist bei Darmsheim
In einem Feldhäuschen zwischen Darmsheim und Maichingen (bei Böblingen) kann man Nachts oft kegeln hören. Ein Bauer von Althengstett, der des Nachts von Darmsheim sich auf den Heimweg machte und dort passiren muste, wurde vor dem kegelnden Geiste von dem Wirt gewarnt, worauf er die Warnung lachend und mit den Worten ausschlug: er seze im nicht auf! In der Nähe des Häuschens angekommen, sah er, daß im Innern desselben Licht brannte. Als er aber herzutrat um da hinein zu sehen, war das Licht auf einmal erloschen. Althengstett
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28 Schaz im Burgstal bei Döffingen
Auf der bewaldeten Bergspize bei der Stegmüle unweit Döffingen stand der Sage nach eine Burg, von welcher noch spärliche Ueberreste vorhanden sind. Die Waldparzelle daselbst heißt heute noch der Burgstal. In den Trümmern diser Burg soll ein Schaz geborgen sein, welchem schon zu verschidenen Malen nachgestellt wurde. Vor etwa 20 Jaren stellten einige beherzte Leute, darunter ein gewisser Raich, nächtliche Nachgrabungen daselbst an, und stießen endlich in einiger Tiefe auf einen Gegenstand, den sie als eine große Kiste zu erkennen glaubten. Im Begriffe, derselben sich zu bemächtigen, bemerkten sie auf einmal einen schwarzen Pudel auf der Kiste sizen. Entsezt machten sich die Schazgräber so gut es gieng davon. Dem Raich aber sprang der Pudel auf den Rücken und sezte im so zu, daß er, an allen Glidern zitternd, nach Hause getragen werden muste. Acht Tage darauf war der sonst kräftige Mann eine Leiche. An einer andern Stelle, ganz in der Nähe von der vorigen, im Teufelsloch genannt, hatte eine andere Partie Grabungen angestellt, wobei sie auf einen tiefen Schacht stießen. Einer der Leute wurde an einem Seil in die Tiefe hinabgelassen; derselbe hub jedoch mitten in dem Schachtloche zu schreien an und muste, ehe er auf den Grund kam, wider hinaufgezogen werden. Auch schon Lichter sind auf dem verrufenen Plaze gesehen worden. ― Später kam [149] es vor, daß ein par junge Männer in Folge einer Wette sich mitten in der Nacht auf den Burgstal begaben, disen begegnete aber nicht das geringste. Mündlich aus Döffingen
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29a Umgehende Fräulein
Im Edelburgwald zwischen Gärtringen und Deckenpfronn, wo jezt noch eine Burgruine stet, laufen Fräulein, die sich den Leuten schon gezeigt haben. Dieselben werden als eine blendende Erscheinung geschildert, alles an inen habe „geschättert und geblizt“. Es soll im Walde, wo sie gehen, ein Haufen Geld vergraben sein, welchen sie hüten müssen. Das Besiztum gehört der adelichen Familie Hiller von Gärtringen. Mündlich von Deckenpfronn
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23b Die Barthenschlacht
Auf dem Felddistrikte Bartha der Markung Deckenpfronn soll in alten Zeiten eine bedeutende Schlacht, die Barthenschlacht, geschlagen worden sein. Ganz in der Nähe diser Flur zieht sich ein künstlich aufgeworfener Dammweg in der Richtung gegen den Hohwiel, einen runden, schanzenartigen Erdhügel hin, welche Werke übrigens beide den Franzosen zugeschriben werden.
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30 Pudel bei Hirsau
Auf dem Silberwislesbuckel, einer Anhöhe zwischen Hirsau und Liebenzell, gegenüber dem Dorf Ernstmühl, hat man oft einen schwarzen Pudel Nachts laufen sehen, der aus der Nagold gekommen sein soll. Merere Leute sagten bestimmt aus, daß er inen begegnet sei. Seit die sogenannte Wilhelmsstraße, die der Nagold entlang fürt, dort gebaut worden ist, hat man von dem Hunde nichts mer gesehen. Mündlich aus Liebenzell
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31 Erdmännchen auf dem Hof Lützenhardt
Auf den Hof Lützenhardt bei Hirsau sind früher auch Erdmännchen gekommen, kleine Leutchen wie Zwerge mit wildem Aeußern und zerfezten Kleidern. Sie kamen aus der nahen Bruderhöle, in der sie ire Wonung hatten. War in dem Hofe etwas zu schaffen, so hatten es die Erdmännchen über Nacht geschafft. Sie kamen, unsichtbarer Weise, wärend der Feldarbeiten auch auf das Feld und legten Kuchen für die arbeitenden Menschen dort nider. Die Leute rochen denselben plözlich und fanden dann die willkommene Labe in irer Nähe. Aus Mitleid mit den kleinen, ärmlich gekleideten Männchen und um sich inen dankbar zu erweisen, ließen die Bewoner des Hofs inen einmal neue Kleider machen, die sie vor irer Höle niderlegten. Damit aber hatten sie dieselben vertriben, denn von da an kamen sich nie mer auf den Hof. Mündlich von Oberkollbach
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[150]
32 Der Husarensprung bei Teinach
Zehn Minuten hinter Teinach, am Wege nach Breitenberg, jedoch auf Liebelsberger Markung, da wo das Rindenhäuschen stet, ist die Straße durch eine Stüzmauer gegen den steilen Abhang geschüzt. Die Stelle heißt der Husarensprung. In Folge einer Wette die es galt, oder, wie andere sagen, zur Strafe, villeicht auch um sich einer Strafe zu entziehen, sezte dort einmal ein Husar mit seinem Pferd in den Abgrund. Der Sprung aber glückte nicht; Ros und Mann langten zerschmettert unten an. Vor 60-70 Jaren stand in der Nähe ein Wirtshaus, das einen Tannenzapfen im Schilde fürte. Mündlich von Liebelsberg
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33 Spuk in Teinach
Im Hause des Mezgers L. in Teinach hat es vor etwa 20 Jaren nicht unbedeutend gespukt. In einem Dachbiegel befanden sich allerlei Geräte aufbewart, darunter auch ein dreifüßiger Stul mit einem runden Polster. Auf disen Stul und in die Kammer, glaubt man, sei ein Geist gebannt gewesen, den man für den eines gewissen Stabsrichters (Schradi) hält. Als der Stul in Folge eines Auctionsverkaufs aus dem Hause kam, vernam man im ganzen Hause, in jeder Dachecke beginnend, ein merkwürdiges Gepolter, es wurden Gegenstände von irem Plaze gerückt, im Oern hörte man ein Schlucken und änliches, one daß man übrigens den Geist zu Gesicht bekam. Der Spuk soll noch nicht ganz aufgehört haben, doch ist die Sache nicht mer so bedeutend wie früher.
Einige bringen die Sache auch damit in Zusammenhang, daß einmal ein Wansinniger aus einem Zimmer des Hauses über das Dach zum Backofen stig, in disen, der eben gefeuert war, hineinkroch und darin verbrannte. Mündlich, Teinach
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34 Otter leistet Kindern Gesellschaft
Landleute, welche im Felde arbeiten, nemen häufig die Kinder mit hinaus, die sie dann an einen Rain sezen und dort meist sich selbst überlassen. Oft lässt man einem solchen Kinde wol auch einen Topf mit Milch zurück, die es verzeren darf. So geschah es auch in Sommenhardt, auf dem Felde zwischen disem Ort und Zavelstein. Allein sobald ein Kind dort allein war, kam regelmäßig eine Otter aus dem Büchenlaub, einem Buchwäldchen, das jezt in einen Eichwald umgewandelt ist, um an der Malzeit des Kindes Teil zu nemen. Die Leute kamen oft dazu und sahen, wie die Schlange von der Milch trank und wie die Kinder abwerend sie auf den Kopf schlugen mit den Worten: Du, iß et no Milch, iß au Brocka! Uebrigens hat die Otter den Kindern nie etwas zu leid getan. (Häufig.) Mündlich von Sommenhardt
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35 Wilde Jagd bei Neubulach
Der wilde Jäger mit Treibern und Hunden jagt auch bei Neubulach. Mit lautem Lärm und Getöse fur er einst dahin, da beobachtete in ein Bauernknecht vom Dachladen aus und machte den Lärm nach, worauf ein Eselskinnbacken zum Dachladen hereinflog, damit er auch von der Jagd etwas habe. Mündlich, Neubulach
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36 Steinkreuze bei Neubulach
Wol kaum finden sich auf einer Ortsmarkung so vile Steinkreuze beisammen, als auf der Neubulacher. Außer mereren einzelnen Kreuzen an verschidenen Stellen der Markung macht sich besonders eine Gruppe von fünf alten Steinkreuzen unterhalb des Städtchens an der Straße nach Oberhaugstett bemerklich, auf welchen meist eine Pflugschar eingegraben ist. Hier sollen, wie im Orte die Sage get, die Untergänger der Kirchspilsgemeinden zusammen gekommen, und in Streit geraten sein, in welchem alle gebliben seien. – Auch mit dem Schwedenkrieg hat man die Kreuze schon in Verbindung bringen wollen. Mündlich aus Neubulach
An ein anderes, an der Straße nach Oberhaugstett stehendes Kreuz, auf welchem eine Kunkel mit Spindel abgebildet ist und das im Volksmunde die Spinnerin heißt, knüpft sich gleichfalls eine Sage, deren auch die Oberamtsbeschreibung Erwänung tut: Es soll hier eine Spinnerin geäußert haben, heute müsse sie noch einen Kunkelhalter haben und wenn es auch der Teufel wäre, worauf sie richtig der Teufel holte.
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37 Der Raich
In Oberhaugstett bei Neubulach erzält man, daß bald da, bald dort der Raich sich hören lasse, indem er plözlich aũ, aũ laut rufe und disen kläglichen Schrei oft biß zu dreißigmal widerhole. Der Ruf klinge wie ein Rehruf, daher auch der Name des Geistes, Raich oder Rehgeist. Der Schultheiß Claus hat den Raich in einer klaren Mondnacht einmal in seinem Hofe bei dreißigmal rufen hören, aber nichts gesehen, auch habe sich der Hofhund vollkommen ruhig verhalten. Einmal hörte ein noch in später Stunde im Walde beschäftigter Besenbinder plözlich den Schrei des Raich neben sich, one das geringste zu sehen. Im Unmute über dise unheimliche Störung stieß er ein Scheltwort aus und machte sich gleichzeitig auf den Heimweg. Der Raich aber ist auf dem ganzen Wege nicht von im gewichen und hat in beständig mit seinem Rufe verfolgt. In neuerer Zeit läßt sich der Geist nicht mer so häufig vernemen, wie früher; doch treibt er namentlich in [152] den Adventsnächten sein Wesen zuweilen auch jezt noch. Es ist übrigens ein harmloser Geist, der Niemandem ein Leid zufügt. Mündlich aus Oberhaugstett
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38 Mutesheer in Martinsmoos
Hart an Martinsmoos, an die Häuser des Orts anstoßend, stand in früheren Zeiten ein Schloß, von welchem jezt nur noch Spuren des Burggrabens ersichtlich sind. An diser Stelle hat man früher oft einen gewaltigen Lärm vernommen, den das Mutesheer dort verursachte. Zuweilen ist dises wilde Heer auch mit lautem Getös über den Ort weg, an den Leuten vorüber gefaren, aber one jemanden zu beschädigen, wenn man sich stille verhielt und die Geister nicht beschrie oder verhönte. Einst sah eine Hanfbrecherin das wilde Getümmel an sich vorüber jagen und bemerkte hinter dem Zuge eine Weibsperson, die nicht nachkommen wollte. Auf den beherzten Zuruf der Bäuerin, sie solle machen, daß sie nachkomme, habe jene erwidert, wäre sie gegürtet und geschürzt, so käme sie schon nach. Die Hanfbrecherin band ir nun Werg um die Mitte des Leibes, worauf die Nachzüglerin dankte und dem wilden Troß nacheilte. Mündlich aus Martinsmoos
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39 Der wilde Jäger
In der Umgegend von Martinsmoos auf dem Schwarzwalde bei Calw lebte einst ein leidenschaftlicher Jäger, welcher nichts weniger als fromm war. Auf das Krankenlager geworfen, ließ er einen Geistlichen rufen. Als diser sich bemühte, in ernstlich zum Reiche Gottes zu bekeren, gab im der Kranke trozig zur Antwort: Unserem Herrgott soll sein Reich verbleiben, nur aber soll meine Jagd verbleiben bis zum jüngsten Tag! – Nun so fare hin! rief der entrüstete Priester und verließ in. Bald darauf starb der gottlose Mann und muste nun als wilder Jäger umgên. Die Leute haben in schon, hoch zu Roß, mit drei Hunden jagen sehen; auch ist es zuweilen geschehen, daß er mit Pferdefüßen nach den Leuten warf. Seit einiger Zeit hat man nichts mer von im bemerkt: das macht, es soll seine Zeit, die 1000 Jahre, die er zu gên hatte, abgelaufen sein. Mündlich aus Martinsmoos
In dem benachbarten Oberhaugstett hat das Gespenst den Namen des wälschen Jägers.
Weiter oben im Gebirg, in Agenbach, haust der wilde Jäger auch als Förster, indem er im Walde die Tannen auszeichnet.
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40 Erdmännchen und Erdweibchen in Martinsmoos
In das Haus des Bäckers in Martinsmoos sollen früher immer zwei Erdmännlein gekommen sein, welche im Haus und im Stalle halfen arbeiten. Sie hatten ganz zerrissene Kleider an, worüber der Bäcker [153] sich erbarmte und inen neue Kleider gab. Von da an bliben sie aber aus, denn jezt, wie sie beim Weggên sagten, seien sie ausbezalt. In dasselbe Bäckerhaus kamen zuweilen auch zwei Erdweibchen zum Tanze. Dieselben kamen aus einer nur zeitweise fließenden Quelle, einem sogenannten Seltenbrunnen auf der Wise im Brügel. Als sie einstmals beim Heimgange sich verspäteten und in die Quelle tauchten, kam Blut aus derselben geflossen. Die Erdweibchen aber hat man von dort an nie wider gesehen. Mündlich aus Martinsmoos
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41 Der Kornmesser
Auf dem Boden der Martinsmooser Kirche hat ein Kornmesser gegeistet, warscheinlich ein Kastenverwalter, welcher in seiner Verwaltung unredlich war. Man hörte deutlich, wie er Korn abmaß und dabei rief: Mer Spreuer als Korn, mer Spreuer als Korn! Jezt ist es ruhig. Mündlich aus Martinsmoos
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42 Das wilde Heer bei Liebelsberg
Derselbe Spuk, der in Martinsmoos vorkommt, scheint sein Wesen über Oberhaugstett bis nach Liebelsberg hin zu treiben. Ein Schmid, Namens Gottlieb Steinle, der 1812 den russischen Feldzug mitmachte, geriet zweimal in das Getümmel des wilden Jägers. Das einemal auf der Laite, einer hochgelegenen Flur bei Liebelsberg, als er von Teinach herkam. Auf einem Pferd one Kopf gewarte er einen Jäger mit einer großen Schar von Hunden, welche in umringten. Eingedenk der Warnung, daß man bei einer solchen Begegnung „nicht in der Luft schnaufen darf, sondern in den Boden gucken muß“, legte er sich flach zur Erde, worauf die wilde Jagd über in weggieng. Das zweitemal war er im Buhlerstich, einem Walde zwischen Warth und Oberhaugstett. Auf einmal rollte eine Chaise heran, hielt an, Diener sprangen ab und öffneten den Schlag, aus welchem nun vile Hunde herauskamen. Mit einemmal aber waren weder Chaise noch Bediente mer zu sehen; dagegen hub sofort ein merkwürdiges Jagen an, wovon zwar nichts zu sehen, desto mer aber zu hören war, denn die Hunde verfürten ein arges Gebell. Chaise und Hunde sah außer Steinle am nämlichen Ort auch ein gewisser Wurster von Neubulach; derselbe flüchtete sich und rannte nach Hause, wo er vor Schrecken drei Tage lang sprachlos zu Bette lag. Mündlich von Liebelsberg
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43 Mädergeist
Von alten Leuten in Liebelsberg wird behauptet, auf dem sogenannten Laitengarten habe man oft nach Ave Maria ein Reh bald gesehen, bald schreien hören. Es sei das der Mädergeist, [154] der die Vorübergehenden vom Weg abzuziehen suche, sonst aber noch Niemanden etwas getan habe. Mündlich, Liebelsberg
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43a Schwebende Lichter
Von Breitenberg aus siht man in den Winterabenden oft ein, oft zwei Lichter über der jenseits der Teinach aufsteigenden Bergwand, auf Liebelsberger Markung. Sie kommen näher und rücken ferner, „gaiern“ (schweben) auf und ab; auf einmal sind sie weg, auf einmal wider da. Der Schultheiß Kübler in Breitenberg hat denselben schon stundenlang von seinem Fenster zugesehen, er bemerkte sie namentlich „bei wüstem, stürmischem Wetter“. Auch hörte man vor 5 bis 6 Jaren von Leuten, welche Abends von Liebelsberg nach Teinach zur Hanfreibe giengen, sagen, es seien inen Lichter auf irem Wege begegnet. Mündlich aus Breitenberg und Liebelsberg
Auch im Walde Plinkhardt auf Breitenberger Markung get ein Geist in Gestalt eines blauen Lichtes, der Plinkergeist; schon vile Leute haben in beobachtet, wenn sie aber demselben nahe zu sein glauben, sehen sie auf einmal nichts mer. Mündlich aus Breitenberg
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44 Das Fleckenhockerle und das Schorchangesle
In frühern Jaren sah man oft, meist in der Adventszeit in Schmieh bei Calw ein Licht, das von den Feldern, zwischen den Hecken hindurch in den Ort hereinkam, und bald auf dem Weg, bald auf einem Brunnenstein stên blib. Es war oft nur zwei, drei Schritte von Einem entfernt und die jungen Leute liefen im manchmal nach, um es zu haschen, was aber nie gelang. Er war ein harmloser Geist, der wie er kam, auch wider verschwand. Die jezigen Bewoner des Ortes haben die Erscheinung häufig gesehen; in neuerer Zeit zeigt sie sich weit seltener.
Ein anderes Gespenst ist das Schorchangesle (Agnes), das in dem Wald Schorch bei Schmieh sein Wesen treibt und die Leute gern irrefürt. Mündlich aus Schmieh
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45 Die Angelsau
In Oberkollwangen sah man früher öfters in den Adventsnächten ein schwarzes Schwein mit seinen Jungen. Es kam vom sogenannten Angel, einem Weideplaz außerhalb des Ortes, biß in den Ort herein. Dasselbe richtete sich vor einem kleinen Hause in der Nähe der Kirche auf und sah zum Fenster hinein. Oberkollwangen
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46 Der Eisenkarch
Leute, welche Nachts unterwegs waren, haben vor Oberkollwangen oft den Eisenkarch gehört, der an denselben mit einem [155] Geräusche vorüberfur, wie solches ein schwer mit Eisen beladener Karren verursacht. Zu sehen ist das Furwerk aber nicht. Unter andern ist der Karch auch dem Vater des Gemeindepflegers Hanselmann begegnet, der dann in großem Schrecken vollends nach Hause eilte und oft von diser Begegnung sprach. Oberkollwangen
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47 Der Hase im Sack
Ein Bauer von Oberkollwangen, Namens Hanselmann, gab sich damit ab, Hasen in Schlingen zu fangen, die er dann Nachts vom Felde nach Hause trug. Einst hatte er auch einen Hasen gefangen, ließ in in seinen Sack springen und trug in der Heimat zu. Als er an einem Walde vorüberkam, rief eine Stimme in dem Walde: Hick, hack! Aus dem Sack! ― antwortete es sofort: „Und i bin inʼs Hanselmanns Sack“, worauf der Mann im Schrecken den Sack zur Erde warf und atemlos nach Hause rannte. Als er am nächsten Morgen hinausgieng, um seine Beute zu holen, fand er den Sack noch am Boden: der Hase aber war fort. Oberkollwangen
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48 Strassengretle
In der Nähe des Kronenwirtshauses in Hofstett, eines aus wenigen Höfen und Häusern bestehenden Weilers auf der Höhe hinter Calw, hat sich schon oft eine Frauensperson gezeigt, welche mitten auf der Straße ein Kind hin und her bettete und die man das Straßengretle nennt. Welche Bewantnis es mit derselben hat, ist nicht näher bekannt. Von den eine halbe Stunde weiter bergaufwärts ligenden Weilern Hünerberg und Meistern aus hat man das Straßengretle als helles Lichtchen auf den sogenannten Straßenäckern bei Hoftstett gesehen. Mündlich von Aichelberg
Mit dem Straßengretle wird eine Erscheinung, die man im Wald Vögelesrain auf der Markung Oberkollwangen, eine Stunde von Hofstett entfernt, beobachtete, in Verbindung gebracht. Es soll dort, unweit dem sogenannten Igelslocher Brunnen, wo vor Zeiten der Ort Igelsloch gestanden haben soll, nicht geheuer sein. Vor etwa 30 Jaren befur der alte Lutz von Hofstett die durch disen Wald ziehende uralte Weinstraße mit einem Wagen Holz. Obwol es bergab gieng, so war der Wagen auf einmal nicht mer weiter zu bringen; kein Rad drehte sich und es war dem Manne, als ob der Wagen in hellen Flammen stünde. Seinem Mädchen, das bei im war, schin es sogar, als ob der ganze Wald brenne. Erst nachdem der Bauer einen kräftigen Fluch ausgestoßen hatte, sezte sich der Wagen mit Gerassel wider in Bewegung. Mündlich von Neuweiler
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49 Tanzende Lichter bei Würzbach
Auf dem Maueracker, hart am Dorfe Würzbach, hat man noch vor 20 Jaren um die Adventszeit fünf, sechs Lichter sehen können, [156] welche hin und her und wie tanzend aneinander vorüberstreiften. Der Schultheiß Pfrommer hat dieselben oft beobachtet. Seit diser Zeit aber hat man die Lichter nicht mer bemerkt. Mündlich von Würzbach bei Calw
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50 Der Geist bei der Havelsburg
Der Hirschwirt Keppler von Würzbach hat dise Erscheinung mermals gesehen. Er sagte mir: als ich selbige das erstemal sah, kam ich von Calmbach her auf dem sogenannten Föhrbergsträßle, hatte mein Furwerk bei mir und einige Fäßchen Bier auf meinem Wagen, an der Straße saß aufgemachtes Scheiterholz. Da es nun Nacht war, kam ich etwas ab dem Weg und mein Furwerk geriet an eine Holzbeige. Ich gieng ab dem Wagen und sah darnach, und da ergab sich, daß an meinem Furwerke eine Achse gebrochen; muste dann meine Pferde abspannen und one Furwerk nach Hause. War villeicht noch hundert Schritte von dem sogenannten Talweg, welcher das Würzbachertal hineinfürt, bei dem Bergabhang. Auf einmal sah ich eine Weibsperson den Weg heraufkommen, ungefär vier biß fünf Schritte in der Nähe gegen mich, so wie man sagt hemdärmelicht. Ich gieng meinen Weg weiter, dachte: wenn du rechter Art bist, wirst du mich schon anreden; hat aber nichts gesprochen. Sah sie nachkommen biß an die1) sogenannte Rothenbach, auf einmal nicht mer, und kam mir ein solcher Graus und Furcht, daß ich bereits nicht mer heimkam. ― Ein andermal gieng ich mit noch mereren Bauern das Tal heraus. Auf dem nämlichen Plaze sah ich die Gestalt wider, fragte die, die bei mir waren, ob sie nichts gesehen hätten? da gaben sie zur Antwort, sie hätten nichts gesehen. Ich aber sah das Weibsbild im nämlichen Gewande wie das erstemal. Hatte sie auch schon in meinen jüngern Jaren dort gehört. Als ich noch zur Schule gieng, muste ich öfters mit dem Viehhirten dorthin. Um die Mittagszeit hörte ich mermals eine Weibsperson in diser Gegend, in der Richtung gegen die sogenannte Havelsburg, die fortwärend jammerte und weinte. ― Ebenso hörte man auch schon von älteren Leuten sagen, daß in der nämlichen Gegend eine Weibsperson einem Mann begegnet sei; sie hatte den Schurz aufgehoben und immer gefragt: habt Ir meinen Mann nicht gesehen? dann gab diser zur Antwort: Du Stråhl-Maukel, was werdʼ ich denn deinen Mann gesehen haben! Wie er das sagte, kam auf einmal ein Brausen und ein Wind, daß man glaubte, alles Holz falle auf in herein, und habe bereits sein Haus nicht mer erreicht. Aufzeichnung des Schultheißen Pfrommer in Würzbach
Die Havelsburg ist ein Bergkopf in der Richtung gegen Calmbach, welche Spuren menschlicher Ansiedlung zeigt; es muß, wie
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1) Schon fränkisches Warzeichen, Speierer Bistumsgrenze?
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unser Gewärsmann sich ausdrückt, dort einmal etwas namhaftes gestanden sein.
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51 Erdmännchen bei Aichelberg
Nach Aichelberg fürt aus dem kleinen Enztale ein steiler Fußweg durch den Wald. In dem Gestein neben disem Wege finden sich merere Löcher, welche man schon zugestopft hat. Hatte man dieselben aber heute zugemacht, morgen waren sie wider offen. Und das hat nach der Sage der Leute Niemand getan, als die Erdmännchen, die in disen Löchern gewont haben. Gesehen hat die Männchen freilich Niemand. Mündlich von Aichelberg
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52 Erdmännchen in Kapfenhardt
In die Müle zu Kapfenhardt bei Neuenbürg kam Abends nach dem Betläuten ein Erdmännchen. Es sezte sich hinter den Ofen, hat Nachts auch oft in der Müle gemalen. Einst paßte der Müller im auf, als es weggieng und warf mit einem Prügel nach im, worauf das Erdmännchen im zurief:
Hättst du den einiga Wurf net thaun,
Deine Kindskinder würdetʼs gnossa haun.
Verschwand darauf und kam niemals wider. Unterreichenbach
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53 Spuk in Grunbach
Im Jare 1854 machte eine sonderbare Geschichte in Grunbach vil von sich reden. Im damaligen Schulhause erhob sich mit einemmal ein solches Gepolter, daß man es in den Nachbarhäusern über der Straße hörte. Das Geräusch gieng von der Bettlade, in welcher zwei Töchter des Schulmeisters lagen, und nur wenn die Mädchen im Bette lagen, aus; die Lade wurde dabei in die Höhe gehoben und mit Gepolter wider zurückgeworfen. Alle Bemühungen, der Sache auf den Grund zu kommen, waren one Erfolg: Landjäger bewachten das Haus, fremde Personen übernachteten darin; Niemandem aber gelang es, etwas zu ermitteln, bis etwa nach Jaresfrist der Spuk von selbst aufhörte. Das Gebäude ist bei dem lezten großen Brande nidergebrannt. Unterreichenbach
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64 Der Löwenwirt von Schömberg
Der Löwenwirt Burckhardt von Schömberg hat auch mer als Brot essen können. Als im auf dem Felde einmal eine Pflugschar wegkam, brachte er es mit seinem Beschwören dahin, daß der Dieb sie wieder brachte. Dabei sezte er disem so zu, daß er später selbst sagte, er möchte es nicht noch einmal tun. Einst mähte er seine Wise, ließ aber einen runden Fleck ungemäht. Ein Bauer, der das stên geblibene Gras sah, mähte es nun heimlich ab, band es in ein Tuch und wollte damit nach Hause. Wie er aber aus der Rundung hinaus wollte, fand es sich, daß er gebannt war; er mußte die ganze Last biß zum andern Morgen halten, one [158] weder dieselbe abwerfen, noch von der Stelle zu können, biß die Wirkung des Bannes vorüber war. Mündlich von Monakam
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55 Der Hirschwirt von Monakam
In Monakam waren einst die Rotmäntel im Quartiere. Man nannte sie nur die Kaiserlichen. Da war im Hirsch einer, der befestigte seinen Säbel an den Ofen und rannte wider denselben, one daß es im möglich war, sich zu schädigen. Nun sagte er zu den Anwesenden, wenn Einer da sei, der machen könne, daß in die Klinge verleze, der solle es tun. Da war aber ein stärkerer da. Der Hirschwirt, der still hinter dem Ofen saß, sagte, er solle das nicht noch einmal sagen. Als er es aber zum zweitenmal sagte und wider an die Klinge rannte, drang im solche in den Leib, daß er sich elend verwundete. Mündlich von Monakam
Stuttgart KarlDoll
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