Ebenfalls im fünften Band der Alemannia erschien das Lied Vom Wald und seinem Flachse. Es beschreibt in 73 Strophen die bäuerliche Lebenswelt im Schwarzwald im Gegensatz zu den Gäulandschaften und stellt die Flachsverarbeitung detailliert dar. Die Strophen bestehen fast durchweg aus vier paargereimten Alexandrinern, nur zwei sechszeilige Strophen fallen aus dem Rahmen.
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Vom Wald1) und seinem Flachse
Aus dem Lateinischen das M. Kurrer
Der Heimatberge manchen umtrieft der edle Wein,
Der Bäume Früchte locken so würzig und so fein,
Und goldne Saten wogen, die Lüfte weh’n so lind
Und nichts gebricht den Menschen, dass sie zufrieden sind.
Sei’s! Unser Wald auch stehet nicht ganz des Segens bar,
Mit Schnee bedeckt der Himmel in nicht das ganze Jar;
Was lachendern Gefilden hat die Natur verwert,
Nicht minder wertes ward im von der Natur beschert.
Wie wollte Hütten bauen der Landmann? Pfäle wo
Der Winzer nemen? Nimmer des Ofens wär er froh.
Und wenn es Zeit zu zackern, wo näme für den Pflug
Der Bauer seine Rinder, hilflos fürwar genug?
Wenn fast erdrückt vom Alter das Haus den Einsturz droht,
So dass von neuen Hölzern im Bug und Sparre not,
Wenn es ein Stral vom Himmel in helle Flammen sezt,
Vielleicht auch eigner Leichtsinn, und Asche nur es jezt;
Wenn in dem Stall ir Wesen die böse Seuche treibt,
Das Vieh zum Wasen wandert, verschont die Haut nur bleibt;
Wenn im der Frost des Winters, denn häufig schneit es nicht,
Das Feld verhert und Satfrucht im Frühling im gebricht;
Zerstört den Trieb der Reben ein Reifen im April,
Fällt Regen in die Blüte, der nimmer enden will,
Zerfezt und reisst die Trauben vom Stock ein Hagelschlag,
Dass auf das Eis gestreuet man schaut den Herbstertrag.
Und stürzt vom Berge, wachsend, die Lache, Schwall auf Schwall,
Steinblöcke, Reben, Erde mitreissend in den Fall,
Dann treibt es in den Schwarzwald, den sonst er gern vergisst,
Zum Wäldler in der Not in, der im ein Helfer ist.
Da wird im Geld, zu scheuchen den Kummer, den er litt,
Auch Holz und Rinder fürt er aus unsern Bergen mit.
Wann wird Ersaz uns werden? Er meint, vor Wintersfrist,
Wenn er vom Schaffen rastet, verkauft sein Weinmost ist.
—
1) Wald werden in einzelnen Schwarzwaldbezirken die auf den Vorbergen gelegenen Partien gegenüber dem flachen Lande genannt. So wird namentlich z. B. im Oberamtsbezirk Calw zwischen Wald und Gäu unterschieden; die Waldseite begreift die Orte links, die Gäuseite die Orte rechts der Nagold. Im vorliegenden Gedicht ist der Wald zum weinbautreibenden Unterlande überhaupt in Gegensaz gebracht.
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Den ganzen Sommer über von unsrem Gut er zert,
Vom Herbst nur hofft er Segen, der seinem Mangel wert.
O wehe, wenn der Wein im mißrat, wenn schuldgedrückt
Er nicht vermag zu zalen, kein Mensch im Hilfe schickt.
Füllt aber im die Kufen der Herbst in froher Lust,
Sein Fuss ist drum nicht leichter, nicht freier seine Brust:
Ach mit dem jungen Moste zieht alle Lust davon,
Ans Pförtlein pocht der Büttel, das Haus betritt er schon.
In schickt der Bürgermeister, der treibt die Steuern ein,
Die Steuern, die schon lange berichtigt sollten sein;
Ein Gläubiger um den andern passt an dem Kelterbaum,
Lässt keiner sich verdrängen, kein Bitten findet Raum.
Und jeder zeigt die Handschrift und ruft den Schultheiss an,
Bis dass in ire Fässlein der Wein, der süsse rann.
Für in nicht rinnt, für Andre, sein Schweiss das ganze Jar,
Für in nicht reicht, für Andre, sein Berg die Traube dar.
Er labt sich an der Blume, dem Duft nur, der im winkt,
Er ist es, der den Wein baut, ein Andrer, der in trinkt.
Er lescht den Durst mit Cider und was man Leire nennt,
Und trinkt er Wein, ist’s solcher, der essigsauer brennt.
Drum hat auch jener Wizling nicht Unrecht, wenn er meint,
Befragt, warum die Rebe, die man beschnitten, weint?
Sie füle, dass die Schulden, die sie doch nicht gemacht,
Sie zalen muss, das habe zum Weinen sie gebracht.
Der Mann, dem auf dem S c h w a r z w a l d, dem rauhen, stet das Haus,
Nicht neidet er den Winzer, als hätt’ er was voraus.
Einheimst er was er pflanzte, des eignen Fleisses Lon,
Manch schönen Teil verkauft er an Andre noch davon.
Der Wald ist seine Freunde, mit Bäumen dicht besezt,
Die weder Schnee noch Regen noch Hagelschlag verlezt.
Was er will järlich fällen, wird sorgsam ausersehn
Und was nach Recht und Brauch er nicht haun darf, lässt er sten.
Denn so die Holzaxt blindlings man an die Forste legt,
Das füget grausen Schaden, dran noch der Enkel trägt
Wenn gar auf solche Weise man Ban den Stürmen bricht,
Den lezten Rest des Waldes verschonen dann sie nicht.
Aus Eichenknorren zimmert Schiffsrippen seine Hand,
Was lange, schlanke Tannen, rollt er hinab die Wand,
Er poltert sie zum Wasser, wol in die Enz hinein,
Die flösst sie hin zum Neckar, der Neckar in den Rhein.
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Der Rheinstrom muss nach Holland sie tragen auf den Plan,
Wo sie zu Schiffen türmet der Meister wolgetan.
Die Stämme, die weil schwächer, zur Meerfart sind zu schlecht,
Die sind beim Bau der Hütten zu Balken eben recht;
Zu Balken und zu Planken, zu täfern Flur und Sal,
Zu Schränken und zu Laden, zum Hausgerät zumal.
Das Holzwerk, Scheit und Wipfel, das noch am Boden rut,
Nimmt er in Acht und schüzt es wol vor Insektenbrut.
Er sezt es auf, bewart es für den Gebrauch zu Haus,
Und bleibt im welches übrig, so macht er Geld daraus.
Holz braucht er für den Ofen im Winter, für den Herd,
Und Holz zu Gartenzäunen, dass er dem Wilde wert.
Im Haus und draussen dient es zu manchem Zweck fürwar,
Oft stellt es feingedrechselt, als Ziergerät sich dar.
Der Schmied bedarf der Kolen, nicht missen kann er sie,
Soll das Metall im frommen, das im die Tiefe lieh.
Was Andern der Getreide-, der Weinbau bringt herein,
Und muss es zum Gewinn auch, Dank unsrem Walde, sein.
Dann heget unser Schwarzwald auch manchen Weideplan
Mit spiegelblanken Rindern, dass man sich freut daran.
Des Weizens goldne Saten gedeih’n nun freilich nicht,
Das macht das scharfe Klima, dass hieran es gebricht,
Doch sent nach Mel aus Weizen und Brot sich unser Mann,
So hat er Geld im Beutel, womit er’s kaufen kann.
Dafür schlägt auf dem Acker prachtvoll der Haber ein,
Den schickt man in die Müle, dort schrotet in der Stein,
Des Müllers Esel aber trägt in von Haus zu Haus,
Zum Frühstück kocht die Bäurin ir Habermuss daraus.
Jezt macht sich an die Arbeit ein jegliches, dabei
Genügt im ringe Speise – das macht der Haberbrei;
Dann taucht man, so man hungert, in Milch sein schwarzes Brot,
Verspeist man es mit Butter, so hat es keine Not.
Dem Wäldler ist im Sommer es beim Gemüse wol,
Im Herbste freut das Obst in, vom Felde Kraut und Kol.
Im langen Winter aber liebt er den Ofen ser
Und friert es, sammelt redlich sich Alles um in her.
Das ist die Zeit, sich gütlich zu tun, jezt rut er aus
Und get doch nimmer müssig und hat nicht Ruh zu Haus,
Den fetten Ochsen trifft er wol mit der Kreule sein
Und schlachtet in, dem Ochsen folgt auf dem Fuss das Schwein.
(Das ist ein Tag des Jubels für Gross und Klein im Haus,
Grunzt unter’m Mezgermeister das Schwein sein Leben aus).
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Schon ist das Fleisch zerteilet, die Hausfrau salzt es ein
Und jedes Stück beschwert sie mit einem mächt’gen Stein.
Ist gut durchbeizt es worden, sie hängt es ins Kamin
Lässt ob dem Herd am Haken es von dem Rauch durchzieh’n.
Das braune Rauchfleisch legt sie gar wonnesam und traut
Den Erbsen bei, den Bonen, dem edlen Sauerkraut;
Geräuchte Würstchen werden, auch Speck dazu gesezt,
Gesottener Kartoffeln ein Kranz zu guter Lezt.
Ein Armer, wenn er hungernd nun in die Türe tritt,
Der wird zu Tisch geladen und hält die Malzeit mit,
Gesättigt get er weiter und preist aus voller Brust
Den Schwarzwald, der so gastlich, und seiner Gaben Lust.
Und ist es Winter, wird im Speis’ und Gewand beschert,
Und seine Strasse zieht er, den Bündel wol beschwert.
Ist besser nicht das Leben auf diesen külen Höh’n,
Als in des Unterlandes Gefilden warm und schön?
Dort wächst zwar in den Furchen der H a n f gar lang und fest,
Der sich zu manchen Dingen wertvoll benüzen lässt.
Es wibt daraus der Landmann sein Bett- und Leibgewand,
Den Kindlein draus bereitet ein Röcklein seine Hand.
Zu Zelten ist dem Kriegsmann derselbige beschert,
Auf dass den Frost, den Regen er sich vom Leibe wert;
Den seine Banen leiten durch Meer und Wogenbraus,
Der Schiffer macht sein Tauwerk, sein Segeltuch daraus.
Doch Hanf ist eine Faser, die zarter Fäden bar,
Dem weichen Körper beut sie nur grobe Hülle dar.
Zieht man in aus dem Rocken, dass man in zwirne fein,
Den zarten Fingern schneidet er blut’ge Furchen ein.
Auf unsern Bergen aber gedeiht ein F l a c h s so lind,
So weiss, wie nie kein Silber lichthellern Glanz gewinnt.
Die kluge Mutter lobt in, das fleissige Töchterlein,
Und würd’ er feil geboten, sie kauften gleich in ein.
Wie froh der Bauer schauet, wenn Holz und Vieh gedeiht,
Dieweil im seinen Wolstand sie meren allezeit,
So sieht in Lust und Hoffnung sein Weib, die Bäuerin,
Den Flachs gedeih’n und wachsen, zu vielerlei Gewinn.
All ire Sorge widmet ja sie dem Flachs allein,
Und pflegt in, dafür darf auch ir Fleiss belonet sein,
Drum lässt auch oft der Mann ir das draus erlöste Geld,
Auf dass damit sie schalte, so gut es ir gefällt.
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Den Mägden und den Knechten zalt sie davon den Lon,
Den Kindern, dem Gesinde schafft Kleidung sie davon,
Und bleibt noch etwas übrig, so wird es aufgespart –
Der Hausherr wert es nimmer – zu Zwecken mancher Art.
Erst weckte großes Hoffen der Jargang, es gedieh
Die Sat im Lenz, es standen die Pflänzchen schöner nie.
Da kam die Sommersonne zu heiss, kein Regen floss,
Der Boden war versenget und Alles hoffnungslos.
Blutwenig trägt der Acker, betrübt die Bäurin stet,
Wie sie die Handvoll Stengel vom kargen Grunde mäht.
Das Wen’ge, was geraten, das Wen’ge bringt herein
Den Ausfall durch die Güte, durch Glanz und lichtern Schein.
Den Flachs wol sahst du, den man an Hollands Strand gewann,
Den schönsten one Zweifel, den je man schauen kann;
Auch hast du wol vernommen vielleicht schon seinen Rum.
Doch stille! lieber schaun’ wir uns nach dem eignen um.
Den nimm und deiner Hausfrau verer in nach Gebür,
Die Knoten mag sie lösen, in prüfen für und für.
Bestanden hat er vieles und ging durch manche Hand,
Bevor so fix und fertig zu dir den Weg er fand.
Den auserwälten Boden, sobald es Frühling kaum,
Bricht zweimal um der Bauer und ebnet fein den Raum,
Des Unkrauts Wurzeln schafft er hinweg, auch jeden Stein
Und was für seinen Pflegling von Nachteil könnte sein.
Am Tage, da der Maimond tritt seine Herschaft an,
Ein Tag, zu solchem Werke gar hold und wolgetan,
Da, so nicht Wind und Wetter es widerraten, streut
Er meistens aus die Flachssat mit grösster Achtsamkeit.
Drauf färt er mit der Egge darüber, dass den Keim
Der Boden deckt und stellt in des Himmels Gunst anheim.
Kaum schlüpft dann aus der Erde die Sat, so wird im Feld
Vom Manne wie vom Weibe dem Unkraut nachgestellt.
Zwar klein noch bleibt das Pflänzchen, doch scheint die Sonne hell,
So wächst es fröhlich weiter und oben ist es schnell,
Hellblaue Blüten schmücken die Flur in weitem Strich,
Draus voll und rund entwickeln die Samenköpflein sich.
Doch das den Blick erlabet, gar bald erstirbt das Grün,
Der Same reift, zur Erde neigt schwer das Köpfchen hin.
So wird der Flachs gezogen, so wächst, so get er ein;
So lang er steht doch warten Gefaren manche sein.
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Den Keim versengt die Sonne; sind noch die Pflänzchen zart,
So hüpft heran die Erdfloh, die nicht der zarten spart;
Absten sie, gelb geworden, in kurzer Zeit, man sieht
Im Felde leere Platten, noch eh’ der Sommer glüht.
Und ist er gross gewachsen, das Unkraut auch, es blieb,
Weil keine Hand es raufte, nicht sten in seinem Trieb.
Nun wucherts um so lust’ger, und was es kann, verschafft
Es sich an Narung gierig, entzieht dem Flachs die Kraft.
Der sturmgepeitschte Hagel, des Regens wucht’ger Schlag,
Sie strecken in darnieder, dass er nicht aufsten mag,
Doch was am Boden lieget, ersäuft und wird durchweicht,
Ist fasst nur eitel Dünger, nur Moder, dem es gleicht.
Doch hat der Sonnenstral in gedörrt, er wird zulezt
Als Streu noch hoch im Werte für Kalb und Kuh geschäzt.
Oft nagt am grünen Kraut auch die Geis, wenn drinn sie ruht,
Dem Hirsch, der Hindin dünken die zarten Spizen gut.
Doch sprengt der Flachs die Rinde, dass durch den Riss er späht
Und reift er, was die Farbe schon auf dem Feld verrät,
Dann wird geliecht er sauber, gelegt in lange Reih’n,
Die Erde muss im Lager auf etlich Tage sein.
Drauf sammelt man in wieder, bringt in zur Scheune dar,
Wo man die Samenköpfchen im hechelt aus dem Har;
Die kalen Stengel wandern dann auf das Feld zurück,
Doch taugt zu diesem Dienste nicht jedes Güterstück.
Grün muss es sein, ein Rasen, der lang den Pflug entbert,
Drauf Tag und Nacht zu rasten denselbigen beschert.
Dort röstet sie die Sonne, nezt sie des Regens Tau,
Man sieht im Morgenlichte sie blinken auf der Au.
Gefarlos scheint indessen da drauss es nicht zu sein,
Denn oft verirrt ein Oechslein beim Weiden sich hinein,
Oft ist es, felt der Regen, die Glut, die sie versert,
Oft Nässe, wenn die Sonne zu lang sich abgekert.
Oft in die Stengel färet ein Sturm und wirbelt wild
Empor sie, fürt sie mit sich weit über das Gefild,
Dass wütend auf die Winde, die Bäurin springt herbei
Und späht nach allen Seiten, wo denn ir Flachs nun sei.
Und kampfbereit schon naht auch die Nachbarin: entweich,
So ruft sie, scher dich weiter! das Meine lass mir gleich!
So heischt denn irer jede für sich des Windes Raub:
Käm’ Aeacus, zu schlichten, sein Spruch verhallte taub.
Die, deren Hand und Zunge am schärfsten ist, erringt
Den Schaz zulezt, den hurtig zum alten Ort sie bringt.
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Ist rösch er nun geworden, er wird gedroschen fein,
Oft auch zuvor gerieben, denn das entsamt den Lein.
Die Körner schlägt im Stampfwerk der Müller wol zu Brei,
Den sezt, zu Oel in läuternd, bei schwachem Brand er bei.
Noch muss die Faser bleichen. Ist hell sie, wolkenfrei
Der Himmel, sogleich wieder die Bäurin eilt herbei.
Sie knüpft die gelben Stengel in Schäube mit Bedacht
Und trägt nach Haus die Bündel, die sie wie Gold bewacht.
Ist auch der Aehrensegen den Scheunen anvertraut
Und wird im Keller sauer das eingemachte Kraut,
Fast durch den ganzen Flecken lauft sie, von Haus zu Haus,
Und schaut sich nach Gesellschaft und macht den Brechtag aus.
Bald sind versammelt alle beim frühsten Morgenschein,
Sie legen Holz und Kolen ins Feuerloch hinein,
Darüber kommen Stäbe, dann auf die Stäbe quer
Sie legen ire Schäube, die aufgebundnen, her.
Jezt werden auch die Brechen, die hölzernen, gebracht
Und aufgestellt im Freien, doch Eine hat wol acht
Und hält im Zaum die Flamme bedächtiglich und wert
Dem Feuer, dass es züngelnd nicht an die Stäbe färt.
Denn wenn ein Fünklein steiget und haftet an dem Lein,
Der oben liegt, nur eines, nicht ist der Schaden klein.
Da wächst die Flamme plözlich und steigt, einmal entfacht
Zur Lohe, furchtbar prasselnd, empor mit aller Macht.
Da hilft kein rasches Handeln, kein Ruf, kein Wasserstral,
Zur Asche brennt das Ganze zusammen one Wal.
Zu weren solchem Schaden, ist drum die erste Pflicht.
Nun an die Arbeit get es und säumig sind sie nicht.
Aufklappt und zu die Lade, man bricht und zieht im Nu
Zurück die frischen Stengel, scherzt wol auch derb dazu.
Das ist Das allererste. Tritt in ir Recht die Nacht,
Was sie gebrecht, gar freudig wird es nach Haus gebracht.
Ein reiches Mal dann labt sie, aufsten sie froh davon,
Die Arbeit weiter fördernd, gets wieder an die Fron:
Ein Messer wird geschwungen von Holze, dass im Saus
Von den beständigen Schlägen die Achel färt hinaus.
Zulezt in scharfer Hechel (wie vielfach wird er doch
Gequält!) wo nicht der Weber, die Hausfrau kämmt in noch,
Wägt in und von der Wage, wenn sein Gewicht er hat,
Sie bindet in in Docken und streicht in vollends glatt.
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Sieh um, gebrecht, geschwungen, gepuzt, gehechelt, schickt
In Freundeshand, auf dass er dir deinen Rocken schmückt.
Wie klein auch diese Gabe, doch dass ich gut dir bin,
Sie sagt es dir – hier ist sie, nimm freundlich denn sie hin!
Ein Frau’ngeschenk! Der deinen verer’s, die wird es nicht
Verschmäh’n, sie reicht es prüfend den Mädchen dar und spricht:
Der Winter kommt, der Winter! mit im die lange Nacht,
So spinnt! der böse Winter wird leicht dann durchgemacht.
Am Rocken spann vor Zeiten das Königstöchterlein,
So wird denn euch das Spinnen auch keine Schande sein.
Mit spizen Fingern gebet der Spindel Kraft und Schwung,
Und zwirnet flink, so tanzet der Wirtel rund im Sprung.
Dreht fest die Fädchen! reisst sie des Wirtels Wucht entzwei,
Das ist nicht gut, dann ist es mit eurem Lob vorbei;
Doch wenn ir bei der Arbeit tut nach dem Worte mein,
So stellt sich mit dem Frühling bald auch der Weber ein.
Gefällt im euer nächtlich Gespinnst – und hoffentlich
Gefällt’s im – rasch es wandelt in saubre Loden sich
Und wandert auf die Bleiche. Kommt schneeweiss es zurück,
Zum Hemde, dass ir lang es gebrauchet, wünsch’ ich Glück 1).
Das ist das Lied vom Flachse, das ist das Lied vom Lein.
Ich spreche mit Hans Sachse: mag euch zu Nuz es sein.
Und wenn es auch gar lange, gar lange Fäden gab,
Reicht mancher von der Windel nicht bis ins dunkle Grab?
Wer hat das Lied gesungen? Ein Pfarr von Zavelstein,
War zubenannt Herr Kurrer, und forcht auch nit den Wein.
Der hat das Lied gesponnen in stattlichem Latein;
Der’s wob in deutsche Reime, wird wol ein Laie sein.
KDoll
[…]
1) Bis hieher das Original; das Folgende ist die Zutat des Uebersezers.
[…]
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